Lörrach. „Die besten Geschichten schreibt das Leben.“ Ein Spruch, der beim neuen Dokumentarfilm der renommierten Freiburger Filmemacherin Sigrid Faltin nicht trefflicher sein könnte. Welche tragische Wendung das Leben der Familie während der Dreharbeiten nehmen und welche Auswirkungen dies auf den Film hat, konnte man weder ahnen noch planen. Ursprünglich sollte es eine Dokumentation über eine junge Patchwork-Familie werden, herausgekommen ist ein einzigartiger Film über Liebe, Tod, Stärke und Zusammenhalt.

„Wer will schon einen 42-jährigen Mann mit vier Kindern“, dachte Kai Grünberg, als er 2011 übers Internet Marion Schröter kennenlernte. Doch die offene 31-Jährige belehrte ihn eines Besseren: Sie lernte Kai und seine Kinder kennen, verliebte sich in ihn und zog kurze Zeit später mit ihrem Sohn von Bühl nach Lörrach. Statt einem Kind plötzlich fünf zu haben – keine leichte Aufgabe, der sich Marion Schröter stellte.

Mit ihrer natürlichen fröhlichen Art war die junge Patchwork-Familie genau die richtige für Sigrid Faltins Projekt. Ein halbes Jahr nach Zusammenzug gingen die Dreharbeiten los. Der Film zeigt, wie die Musiklehrerin Marion das Vertrauen der Kinder gewinnt (auch über die Musik) und die Familie allmählich zusammenwächst. Es wird aber auch deutlich, welches Päckchen Kinder durch eine schlecht verlaufene Scheidung zu tragen haben. Ergreifend die Szene, in der Marion schildert, wie verletzlich Kais Kinder sind, da ihnen das Urvertrauen fehlt. Hat sie mal keine Zeit für sie, bricht für die Kinder eine Welt zusammen.

Das Glück scheint perfekt: die Grünbergs und die Schröters sind zusammengewachsen. Doch kurz darauf wird die junge Familie auf eine Belastungsprobe gestellt, die selbst langjährige Beziehungen aus der Bahn werfen würden. Nur wenige Monate nach Beginn der Dreharbeiten bekommt Kai Grünberg die Diagnose Lungenkrebs, die Ärzte prognostizieren ihm noch ein halbes Jahr. Ihn überkommt die Panik, was nach seinem Tod mit seinen Kindern passiert, Marion Schröter gesteht, dass sie „manchmal gerne vor ihrem eigenen Leben wegrennen“ würde, und auch Faltin ist geschockt, da sie die Familie durch die bisherigen Dreharbeiten bereits ins Herz geschlossen hat.

Gemeinsam haben sich alle Beteiligten dazu entschlossen, die Dreharbeiten dennoch weiterlaufen zu lassen. Fortan war vom Produktionsteam noch mehr Fingerspitzengefühl verlangt. Dem Zuschauer wird nun gezeigt, wie sich Kai Grünberg – gezeichnet von der Chemotherapie – immer mehr von der Familie abkapselt, wie traurig es Marion Schröter macht, zu sehen, dass die Kinder es allen einfach nur recht machen wollen, und wie die Patchwork-Familie allmählich zu zerbrechen droht.

„Wenn Papa stirbt, bleiben wir bei dir“, sagt eines der Kinder im Film zu Marion Schröter. Und tatsächlich ist es für die junge Frau keine Frage, dass sie die Kinder nicht verlieren möchte – sie liebt sie wie ihre eigenen. Es sind genau solche Szenen, die den Zuschauer mitten ins Herz treffen.

Marion Schröter ist ein lebensbejahender Mensch, der die Dinge anpackt. „Kinder! Liebe! Zukunft!“ beschönigt nichts und zeigt das Leben in seiner bitteren Realität. Aber vor allem tut er eines: Er zeigt, wie viel Kraft einem Kinder mit ihrer unbeschwerten Art geben können und wie wichtig es ist, im Hier und Jetzt zu leben. Kai Grünberg: „Die meisten Leute planen ihre Zukunft in der Gegenwart so dermaßen, dass sie gar nicht dazu kommen, zu leben“.   „Kinder! Liebe! Zukunft!“ geht auf Kino-Tour durch Deutschland. Am 4. November (mit Sigrid Faltin zu Gast) und am 5. November (mit Protagonistin Marion Grünberg-Schröder) zeigt das Free Cinema den Film noch einmal. Weitere Infos unter www.kinderliebezukunft.de